Horror-Katze

Ich liebe Katzen. Nein, besser: Ich liiiiiieeeeebe Katzen. Alle Katzen. Fette Kawenzmänner, wie man sie in div. Comicheften findet, Bauernhofkater, leicht debile Rassekatzen. Alle sind sie plüschig und stolz und wunderschön. Auch Kitlers (Cats that look like Hitler)amüsieren mich.
Ich darf sagen: Die meisten Katzenviecher mögen auch mich. Der Siamkater eines Ex-Freundes ("Den kann man nicht auf den Arm nehmen, der ist da ganz empfindlich!") wurde so lange von mir traktiert, bis er sich wohlig schnurrend durchs ganze Haus schleppen ließ - und auch nicht wieder herunter wollte. Katzen, die angeblich Anst vor allem und jedem haben, rollen sich auf meinen Füßen zusammen. Natürlich gibt es den einen oder anderen Schißer, aber im Grunde habe ich eine ganz gute Quote, was Katzenbetörung angeht.

Ein Kumpel hat eine sehr neurotische Katze. Madame ist viel allein in einer kleinen Wohnung und hat sich daher bei Besuchen so gut wie gar nicht blicken lassen. Nun gut, dann eben nicht. Auch wenn ich bei Besitzers Abwesenheit zum füttern hinübergegangen bin, hat sie sich unterm Bett versteckt, ab und zu ein Leckerli angenommen aber mir ansonsten deutlich gemacht:"Ich komm eh nicht raus, zieh Leine." Gern auch mit Kralle in die Finger. (Das JUCKT!)

Nun hat die Katzendame einen kleinen Babykater an die Seite bekommen, damit sie nicht mehr so einsam ist. Vorausgegangen war, dass der Katzenbesitzer eine neue Freundin hat, die von Madame gar nicht gern gemocht wird. Madame hat jetzt Gesellschaft und eine Aufgabe, sie liebt den kleinen Wurm und wenn Besitzer ihn wegen irgendetwas zurechtweist, wird sie fuchsig. Klang ja alles ganz nett, und dann kam die Anfrage, Katze & Kater mal wieder für einige Wochen zu betreuen, weil Besitzer nur am Wochenende da sei.

Als ich die Wohnung betrat hatte sich etwas geändert: Ein tapsiges Katzilein kam angelaufen, mit riesigen weißen Pfoten und einer Schnurrlautstärke, die sonst nur mein kleiner Milton hinbekommt. Ging ja schon mal gut los. Madame Katze saß auf einem Stuhl - und fauchte mich mit fiesen Zischlauten an. Also nahm ich die mitgebrachten Katzenleckerlis aus der Tasche, warf ihr welche auf dem Sessel und dem Kleinen in alle Richtungen, was er auch dankbar annahm und lospeste. Futter getauscht, Katzenmilch aufgefüllt, Katerchen gestreichelt (während Madame weiter fauchte) und wieder los: Da hatte ich die Rechnung ohne Madame gemacht, die erstmal meinen Knöchel anfiel (dank Jeans & Chucks ohne Blessuren) und gleich wieder wegrannte.

Dieses Spielchen spielten wir einige Tage: Mal ging ich allein, mal mit Alex, mal Alex allein: Der Kleine freute sich ein Loch in den Bauch und schnurrte und spielte, Madame saß auf dem Sessel oder unter dem Sofa und fauchte oder knurrte oder heulte auf seltsame Art.
Ganz Katzenliebhaberin, versuchte ich natürlich trotzdem, diese Katze irgendwie "zu knacken". Ich verteilte Leckerlis (Kralle im Finger, siehe oben). Ich brachte einen Federwedel mit, um sie zu bespaßen. Sie war auch prinzipiell interessiert, jedoch rannte Klein-Kater immer voraus und ging ab wie eine Rakete, da hatte sie gar keine Möglichkeit mit mir zu spielen.

Letzten Samstag waren wir nur kurz mal drüben, Katzen füttern, Klo reinigen und ab in die Abendgestaltung. Ich federwedelte mit dem Zwerg, Alex kümmerte sich um das Futter.
Plötzlich schoß Madame mit einem großen Satz aus ihrem Sofa-Unterschlupf und hing mit Krallen und Zähnen in meiner linken Wade. AUA! Ich hatte schon öfter den Gedanken: "Gleich springt sie mir ins Gesicht!" aber wer traut das einer Katze schon zu? Sind doch im Kern alles liebe Schmusetiger... Weit gefehlt! Ich musste sie abschütteln, denn sie verbiß sich schon wieder in meine Wade und machte den Eindruck, als wolle sie sich noch höher hinaufarbeiten. Ich blutete an den Händen und floh, ab nach Hause. Dort zeigte sich, wie sehr das Viech meine Wade durch die Jeans hindurch perforiert hatte, die Krallenlöcher und die Bisslöcher waren gut unterscheidbar. Ich war völlig durch den Wind, sass auf dem Toilettendeckel, ließ mich von Alex verarzten (gleich Desinfekt drauf) und wurde von meinen beiden Katern umschmust und umschnurrt.

Seitdem hat Madame Oberwasser. Ich gehe sie eh nicht mehr füttern, das muss Alex übernehmen. Aber auch er muss sich diese Fauche-Katze mit einer leeren Plastikflasche vom Leib halten, es sieht aus wie beim Dompteur mit dem Löwen und dem Stuhl. Gestern war ich mal mit (die letzten Tage sind angebrochen), und während der Mini-Kater mit den riesigen Pfoten mich sofort anschmuste und den Raum mit seinem Schnurren erfüllte, war Madame mal wieder auf dem Kriegspfad, so dass ich lieber in der Tür stehen blieb. Und dann fix nach Hause ging, zu meinen beiden Rackern, die zwar mal die DVDs aus dem Regal räumen, mich um 5:30 Uhr morgens wecken oder bei Mißfallen irgendeines Umstandes mal irgendetwas anpinkeln, aber ansonsten die liebsten und süßesten Kater der Welt sind.