Buchmessen-Eröffnung

Was wäre eine große Veranstaltung ohne eine große Eröffnung?
Und was wäre eine große Eröffnung ohne Eröffnungsreden?

So natürlich auch die 58. Frankfurter Buchmesse.
Dort sprechen dann z.B. die Frankfurter Oberbürgermeisterin Roth, der deutsche Außenminister Steinmeier, der indische Bildungsminister Singh und auch "meine" Mahasveta Devi als "cultural speaker".
Natürlich in unterschiedlicher Qualität.

Aber zunächst einmal muss man dorthinkommen. Also mit großem Bahnhof in der Limo-Kolonne mitsamt blau-berittener Motorradpolizei zum Messegelände - bevor Unklarheiten bestehen, das war in erster Linie für den Bildungsminster, unser Auto war da nur mit drin *g* - dort selbstverständlich zu spät angekommen, weil zu spät los, massig Honneurs von irgendwelchen wichtigen Buchmessenleuten, die den Bückling probten, während Mrs. Devi eigentlich nur durch den Gang gehen wollte. So stapelten wir uns mit dem Minister und seiner Frau sowie diversen Messe-Oberen vor der V.I.P. Tür und ich überlegte schon, wie ich als Sidekick als bald als möglich aus der Schußlinie kommen könnte. Aber man beruhigte mich, ich müsse mich nicht so klein machen und durfte also mit den VIPs in den Saal. Großer Fehler!
Denn kam waren wir drin und versuchten, M.Devi an ihren Platz zu bringen (links jemand von der hessischen Staatskanzlei, rechts der Außenminister), waren die Photographengeier schon um uns herum. Und ich mittendrin! Help!
Also habe ich versucht, mich am Minister vorbei zu drücken, bin dabei glaube ich Frau Roth, der Oberbürgermeisterin auf den Fuß gestiegen, auf jeden Fall hab ich entschuldigend gelächelt und sie hat mich dann später immer wieder angeguckt als wenn sie sich an den Tritt erinnert hätte ...
Dann fix ab in eine der oberen Reihen und schon gings los mit den Reden. Vielen Reden. Langen Reden.
Roth startete witzig, ließ aber dann nach, viele Untertöne blieben mir höchstwahrscheinlich deswegen verschlossen, weil ich wenig Ahnung von Kulturpolitik in Hessen habe und deswegen Sticheleien nicht gepeilt habe.
Steinmeier hingegen war interessant, siehe auch hier und hier (M.Devi rechts auf dem Bild neben Steinmeier), aber viiiiiiiel zu lang. Hab leider zwischendurch abgeschaltet und mich darüber geärgert, wieviele Leute anscheinend zu blöd sind, ihr Mobiltelefon auf Vibration zu stellen.
Auch sehr witzig zu beobachten, in welcher Lautstärke Leute sich unterhalten, die gleichzeitig über Kopfhörer die Übersetzung der Rede hören. Anstatt die Kopfhörer kurz abzunehmen, unterhalten sie sich lieber in höherer Lautstärke ....

Schön zu sehen, wie bei der Ansprache der Zuhörer die Reihenfolge der Wichtigkeit der Personen von den Redenschreibern vorsortiert wird, damit der Halter der Rede die richtigen, wichtigen Menschen anspricht. Man aber schnell mal improvisieren kann. Nur so kann ich mir erklären, dass weder Bloos, noch Roth oder Steinmeier Mahasweta Devi ansprachen, nachdem jedoch der indische Bildungsminister sie besonders herzlich begrüßte, richteten die folgenden Redner herzliche Grüße auch an sie. *lach*

Mahasweta Devi selbst hielt eine großartige Rede (hier abgefeiert von der Sueddeutschen), die mich jedoch - da ich sie am Wochenende schon gelesen hatte - in der Dauer ein wenig langweilte. Hier als Pdf. Das sahen die anderen Zuhörer jedoch nicht so, wie ich beobachten konnte. Während aller anderen Reden war immer ein leichtes Kommen und Gehen im Raum, bei Devis Rede sah ich nahezu niemanden, der seinen Platz verließ. Danach sah ich auch noch vereinzelte Standing ovations. Obwohl nach ihr noch Gottfried Honnefelder, Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, sprach und auch die Messe eröffnete, eilte ich zu ihr, um sie zu fragen, ob sie gehen oder bleiben wolle. Sie antwortete mit einem "ich will ins Hotel, und ich will noch die Rede hören". Steinmeier, der neben ihr sass, guckte etwas irritiert, so lächelte ich ihn an und meinte nur: "Das mache ich seit vier Tagen mit." Grinsen von beiden Seiten. Bin dann all den Promis vorbeigehuscht und hab mich einfach neben der indischen Konsulin auf die Stufen gesetzt und Honnefelders nette Rede von dort verfolgt.
Danach rief sie schon nach mir - "daniellla!" - doch kaum hatte ich sie erreicht, war sie schon umringt von Bewunderern, die sie auf den Inhalt ihrer Rede ansprachen und ihre Bewunderung ausdrückten. Plötzlich war ich umringt von Mehasweta Devi auf meiner linken Seite (ich wollte sie am rechten Arm gestützt hinausbringen!), und Petra Roth sowie Steinmeier auf der anderen Seite, die gerade mächtig dabei waren, Hände zu schütteln und in die Kameras zu grinsen. Kameras?! Argh! Ich begann mich fix hinter Roths Rücken zu verstecken um geduckt zu fliehen, aber auf der anderen Seite wurde gerade der indische Erziehungsminister Singh in seinen Rollstuhl gehievt. Also duckte ich mich weg und setzte mich einfach auf die unbenutzten Stühle - sehr zum Amüsement einer Messeorganisatorin, die so lieb war, bereits einen Rollstuhl zu organisieren. Und dann kam ER - Shashi Thadoor, UN-Untergeneralsekretär und gleichzeitig indischer Schriftsteller. Und ließ sich medienwirksam von Mahasweta Devi knuddeln. Der Kerl ist echt nicht dumm *grins* schade, dass er nicht der nächste UN-Generalsekretär wird. Vielleicht sollte ich mir diesen Kontakt mal warmhalten *lach*
Danach folgte noch die große Eröffnung in der Alten Oper, der Chairman des National Book Trust mit Gesang und Tanz und Dinner - doch Mahaswetas Antwort auf diese Einladung war: "Who is singing and dancing? I? So why should I go there? Dinner at ten? Shall I die in Germany?". ;-)
Und wenn ich die Informationen der Ministerehefrau richtig deute, war es beim Essen in erster Linie voll und man stand lange in der Schlange. Sehr ärgerlich. Und 2 Stunden indisches Singing and Dancing ist ja ehrlich gesagt auch nicht soo mein Ding. *g*
Also zurück zum Hotel, ein wenig Essen to go mitgenommen, nett zusammengesessen und gequatscht, bis der Fahrer mich nach Hause gebracht hat. Und dann Alex ein Ohr abgekaut bei der kompletten Berichterstattung. Und lieber einen Tag gewartet, bevor ich den Blogeintrag verfasst habe ...